Was wollt ihr eigentlich? Über Wertschätzung am Arbeitsplatz

Hast du schon mal einen Bonus erhalten oder steht vielleicht bei dir in der Ecke eine Mitarbeiter:in des Monats Trophäe?

In diesem Artikel soll es um Wertschätzung am Arbeitsplatz gehen und warum es wichtig ist, Erfolge gemeinsam zu feiern.

Mitarbeitende sind der wichtigste Treiber einer Organisation. Sie sind für den Verkauf der Produkte oder Dienstleistungen zuständig, halten den Kontakt zu den Kund:innen, bestimmen die Produktivität, erarbeiten neue Innovationen und leben die Unternehmenskultur.

Auch wenn dies den meisten von uns bewusst ist, zeigt eine Erhebung der O.C. Tanner Learning Group, dass 79 % der über 200.000 befragten Arbeitnehmenden angaben, ihren Job aufgrund fehlender Wertschätzung zu kündigen.

Die fehlende Anerkennung kann schnell teuer für ein Unternehmen werden. Statistiken gehen davon aus, dass eine Stelle neu zu besetzen etwa 50 – 150 % des Gehaltes der zu ersetzenden Person kostet. Für spezialisierte Fach- und Führungskräfte kann dies bis auf über 200 % ansteigen. Und hier sprechen wir noch nicht einmal von den „versteckten Kosten“, wie dem Wegfall des aufgebauten Wissens, das erarbeitete interne Netzwerk oder der Mehraufwand für das Team.

Besonders unternehmensweite Auswirkungen wie erhöhter Stress, größere Frustration, fehlende Motivation, geringes Teamgefühl oder verminderte Produktivität, einer nicht auf Wertschätzung basierenden Unternehmenskultur werden häufig unterschätzt.

Wenn wir über Wertschätzung und Wahrnehmung am Arbeitsplatz sprechen, meine ich nicht nur die Höhe der Produktivität einer Person oder wie viel sie dem Unternehmen einbringt, sondern die Integration von Anerkennung in allen Bereichen der täglichen Zusammenarbeit. Sei es für die day-to-day Aufgaben, die Arbeit im Team oder so einfach es klingt, für die Art und Weise, wie sie Dinge angehen.

Kleine Anekdote

Während eines meiner Teammeetings sind wiederholt Diskussionen um Details aus dem Ruder gelaufen, obwohl sich das Team darauf verständigt hatte, nur die wesentlichen Aspekte und Herausforderungen zu besprechen. Eine meiner Kolleginnen meldete sich folgendermaßen zu Wort:

„Wir verwenden aktuell bereits über 10 Minuten außerhalb unserer Meetingthematik. Es scheint diesbezüglich erhöhten Gesprächsbedarf zu geben. Wollen wir uns kurz als Team gemeinsam die Zeit nehmen, um zu priorisieren, ob die aktuelle Diskussion jetzt gerade einen Mehraufwand von uns allen bedarf?“

Ich fand es großartig, wie wertschätzend sie mit der gemeinsamen Zeit, den vereinbarten Meetingregeln und aber gleichzeitig auch dem Diskussionsbedarf umgegangen ist. Dies wurde ebenfalls im nächsten Feedbackgespräch der Kollegin aufgegriffen und sie wurde gefragt, ob sie einen Teil ihres aktuellen Aufgabenbereiches Wechseln möchte, um gemeinsam mit dem Management an einer optimierten Meetingkultur zu arbeiten. Die Kollegin hat sich sehr darüber gefreut, dass etwas, was sie Überwindung gekostet hat, nicht nur positiv aufgenommen wurde, sondern auch mit Karrieremöglichkeiten wertgeschätzt wurde.

Es geht darum, die Mitglieder deines Teams wahrzunehmen und anzuerkennen, wie wertvoll sie für die Organisation sind. Dabei kann die Anerkennung von allen Seiten stattfinden. Von der Geschäftsführung, den direkten Vorgesetzten, den Teamkolleg:innen und natürlich auch in umgekehrter Richtung. Wertschätzung funktioniert auf allen Ebenen, es stärkt das Teamgefühl und gibt unserer Arbeit Bedeutung.

Was bringt das Ganze?

  • Zielfokussierung: Umso mehr wir die Arbeit unseres Teams wertschätzen, desto leichter fällt die Fokussierung auf gemeinsame Ziele. Als Mitarbeitende wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass die Impulse, die wir uns Projekt einbringen, einen Mehrwert liefern.

 

  • Engagement: Durch positive Anerkennung sind wir mehr motiviert, auch selbst im Team oder in der Organisation Engagement zu zeigen. Wir wissen, dass unser Einbringen wertgeschätzt wird und auch nicht im Luft leeren Raum verhallt, sondern einen wirklichen Mehrwert für die Zusammenarbeit liefert.

 

  • Stärkung der Unternehmenswerte: Wir alle wissen die Unternehmenswerte nur an die Bürowände zu schreiben bringt noch lange keinen nachhaltigen Change. Als Führungsteam müssen wir diese Werte im alltäglichen vorleben, dazu zählt auch, anzuerkennen, wenn Mitarbeitende ebenfalls ihr Handeln auf die gemeinsamen Werte ausrichten.

 

  • Motivation: Die Motivation ist der Kleber einer Organisation. Motivierte Mitarbeitende inspirieren einander, bringen sich kreativ ein, strahlen Zufriedenheit aus und bringen das Unternehmen mit ihrer Innovationskraft voran. Laut einer Studie von Gateway gaben 70 % der Mitarbeitenden an, dass die Motivation und Moral sich im Team massiv verbessern würde, wenn ihre Vorgesetzten schlicht mehr „Danke“ sagen würden.

Ok, ok, aber wie setzte ich das um?

Zunächst unterscheiden wir ganz allgemein zwischen nicht-monetärer Anerkennung und sogenannten Boni oder Rewards.

Nicht monetäre Anerkennung ist ganz allgemein eine immaterielle und meist emotionale Form der Wertschätzung, welche auch nicht immer ganz klar gemessen werden kann. Die Bandbreite reicht dabei von einem High-Five über wertschätzende Worte im Intranet bis zu öffentlichem Lob auf der Webseite oder dem Jahresmeeting. Sie hilft tiefere Verbindungen zu schaffen und unterstützt eine empowernde Unternehmenskultur.

Boni oder Rewards hingegen sind meist monetäre Formen der Anerkennung. Für das Erreichen eines bestimmten Ziels erhält der oder die Mitarbeiter:in eine gewisse Gegenleistung.

Dies kann in Form von Gutscheinen, Einmalzahlungen oder auch Firmenanteilen passieren. Diese Form der Wertschätzung setzt meist auf die Erhöhung der Produktivität und belohnt Mitarbeitende für herausragende Leistungen.

Wir haben die bekanntesten einmal zusammengefasst:

Übersicht Anerkennungen am Arbeitsplatz

Diese Liste könnte endlos weitergeführt werden, doch der wichtigste Punkt eines guten Reward-Systems ist die Frage „Welche Art von Anerkennung wünschst du dir?“. Wir können uns die ausgefallensten und schillerndsten Maßnahmen ausdenken und dennoch nicht den gewünschten Effekt erzielen.
Jeder von uns ist unterschiedlich und dementsprechend facettenreich sind auch unsere Bedürfnisse. Während eine Person sehr regelmäßiges verbales Feedback braucht, um sich gesehen zu fühlen, wünscht sich jemand anderes eine Wertschätzung des großen Ganzen. Besonders bei monetären Boni hängen die Wünsche häufig auch von privaten Umständen ab.

Mitarbeitende, die gerade Nachwuchs bekommen haben, freuen sich über eine kurzfristige Finanzspritze, wohingegen Kolleg:innen die viel Zeit am Computer verbringen, sich vielleicht über eine wöchentliche Massage am Schreibtisch freuen.
Prinzipiell bleibt allerdings festzuhalten, dass Boni und Rewards immer als Wertschätzung für besondere Leistungen anzusehen sein sollten und niemals dazu genutzt werden sollten, die Löhne zu drücken. Ein gutes Reward-System funktioniert nur auf einer sicheren Basis. Denn Mitarbeitende, die krampfhaft versuchen müssten die nächste Bonistufe zu erreichen, um ihre Miete zu bezahlen oder ihre Kinder zu versorgen, können nicht frei, kreativ und innovativ arbeiten. Sie brauchen zuerst eine Grundsicherung

Also schafft eine sichere Baseline und besprecht regelmäßig offen im Team, wie ihr Wertschätzung definieren wollen.

Doch gibt es ein zu viel des Guten?

Wie bei den meisten Dingen im Leben kommt es auf die Authentizität an. Wenn wir ein Lob oder Wertschätzung aussprechen, dann sollte dies immer auf einen bestimmten Moment fokussiert sein. Ein „hey, voll die gute Woche“ wiegt meist weniger als ein „Ich war sehr begeistert, wie du das Kundenmeeting gemeistert hast. Deine Recherchen waren sehr überzeugend und du, es war zu merken, dass du einen tiefen Blick auf die Thematik hast“.

Wertschätzung beruht auf Beobachtung. Wir geben also im Prinzip wieder, was wir sehen.
Unehrliche Anerkennung und falsche Wertschätzung sind meist relativ schnell zu bemerken und kann schnell einen stark negativen Effekt auf die Person sowie die Unternehmenskultur haben. Auch sollte Lob nur ein Teil von offenem Feedback sein und nicht zum alles dominierenden Faktor werden. Welche Auswirkungen dies haben kann, kannst du im Blogartikel zur toxischen Positivität nachlesen.

Wertschätzung ist ansteckend und multipliziert sich nicht nur im Team, sondern strahlt auch nach außen. 

Eine empowernde Arbeitsumgebung dringt über die Teammitglieder nach Außen, welche positiv über das eigene Unternehmen sprechen. Dies kann dem eigenen Employer Branding einen massiven Boost geben. 

Wertschätzung sollte Daily-Business sein. Gemeinsam schafft ihr einen Save-Space, in welchem sich Mitarbeitende gesehen fühlen und zusammen wachsen können.

DIGITAL:MOIN challenged dich: Suche dir eine:n Kolleg:in aus, überlege dir, was dir an dieser Person in der vergangenen Woche besonders positiv aufgefallen ist und überrasche sie mit ein paar wertschätzenden Worten.
Lass uns gern in den Kommentaren teilhaben.

Für alle Leser:innen die es bis an diesen Punkt geschafft haben, ihr seid GROßARTIG! Vielen dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt und gemeinsam mit DIGITAL:MOIN in das Thema Wertschätzung eingetaucht seid.

 

Wenn ihr Themenwünsche oder Anregungen habt, dann schreibt diese gern direkt an moin@digitalmoin.de mit dem Betreff „Moin, ich hab da ne Idee“. 

Quellen: 

Korn Ferry – employee turnover

Reward Gateway study

O.C. Tanner Learning Group – Performance Accelerated

White_Paper_Performance_Accelerated.pdf

Vantagecircle – A Complete Guide to Employee recognition

BambooHR – Recognition in the Workplace

Photo by Nataliya Vaitkevich

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